Eigentlich könnte es ganz einfach die richtige Belichtung für ein Foto zu finden:
Die richtige Belichtung ergibt sich aus der korrekten Menge Licht, die auf den Kamerasensor oder Film treffen muss, um alle Tonwerte im Bild bzw. die Tonwerte in den wichtigsten Bildbereichen “richtig” darzustellen.
So weit, so gut. Aber was bedeutet das nun in der Praxis?
Die richtige Belichtung heißt Schwarz wird im Bild schwarz, Weiß wird weiß dargestellt und alle Tonwerte dazwischen genau so, wie wir es mit unserem Auge sehen können. Das wäre die Idealvorstellung.
Leider können alle Kameras physikalisch bedingt nur einen gewissen Tonwertumfang bzw. Kontrastumfang darstellen. Bei fast allen Bildern muss ich als Fotograf also Kompromisse eingehen und mich auf die wichtigsten Bildbereiche bzw. die Tonwerte dort konzentrieren.
Der Kontrastumfang ist der Unterschied zwischen den hellsten und dunkelsten Bildpartien. Der Kontrastumfang wird in Blendenstufen angegeben und ist abhängig vom verwendeten Film bzw. Kamerasensor. Jede Digitalkamera hat ihren eigenen Kontrastumfang, den sie verarbeiten kann. Man muss diesen Wert nicht unbedingt in Zahlen kennen, aber zumindest einschätzen können lohnt sich.
Die korrekte Menge Licht, die für die richtige Belichtung benötigt wird, ist bei Digitalkameras von der eingestellten ISO-Zahl abhängig. Eine hohe ISO-Zahl bedeutet eine hohe Lichtempfindlichkeit, eine kleine ISO eine geringe Lichtempfindlichkeit. Bei einer kleinen ISO-Zahl, z.B. ISO 100, muss also mehr Licht auf den Kamerasensor treffen, als bei einer hohen ISO Zahl wie ISO 1.600.
Die Lichtmenge steuern wir durch die Belichtungszeit und die Blende. Beide Werte können wir in der Regel an der Kamera einstellen. Bei meinen Fuji-Kameras und fast allen ältere Objektiven befindet sich die Blendeneinstellung als Blendenring am Objektiv.
Belichtungsdreieck
Die erwähnte korrekte Menge Licht für die richtige Belichtung ist also nicht anderes als das Zusammenspiel von Zeit und Blende und wird durch die ISO vorgegeben. Dieser Zusammenhang ist als Belichtungsdreieck bekannt.
Bei einer weit geöffneten Blende (z.B. f2.8) tritt innerhalb einer bestimmten Zeit eine große Lichtmenge durch die Blende. Die Verschlusszeit ist somit kurz, da für eine korrekte Belichtung das Licht nur für eine kurze Zeit auf den Sensor treffen muss.
Eine weit geschlossenen Blende, z.B. f16, läßt hingegen weniger Licht hindurch, dementsprechend länger muss der Verschluss geöffnet bleiben, damit die selbe Menge Licht auf den Sensor trifft wie bei der ersten Blendeneinstellung. Die Belichtungszeit ist also lang.
Am besten könnt Ihr Euch das mit einem Gefäß, das unter einem Wasserhahn steht, vorstellen. Das Volumen, also der Inhalt, des Gefäßes steht für die korrekte Menge Licht und somit für die richtige Belichtung. Die Größe wird von der eingestellten ISO-Zahl bestimmt.
Je weiter der Wasserhahn (die Blende) nun geöffnet wird, desto schneller ist das Gefäß mit Wasser gefüllt (kurze Verschlusszeit bzw. Belichtungszeit). Und umgekehrt.
So einfach ist das schon und wir benötigen keinerlei weitere Exkurse in die Physik, um die Funktionalität von Zeit & Blende zu verstehen.
Letztendlich lässt sich auch die ISO durch dieses Beispiel verdeutlichen. Je höher die ISO eingestellt ist, also je empfindlicher der Sensor auf Licht reagiert, desto kleiner ist in unserem Beispiel das Gefäß. Somit genügt bereits eine kleinere Menge Wasser (Licht), um das Gefäß vollständig zu füllen (den Sensor richtig zu belichten). Und umgekehrt.
Es gilt also:
große ISO-Zahl = wenig Licht wird für die richtige Belichtung benötigt
kleine ISO-Werte = viel Licht wird für die richtige Belichtung benötigt
Die Belichtungsmessung
Die Lichtmenge für die richtige Belichtung zu berechnen ist die Aufgabe der Belichtungsmessung. Wir unterscheiden hierbei in Zonenmesssysteme, die mittenbetonte Integralmessung und die Spotmessung.
An modernen Kameras lassen sich alle drei Messmethoden auswählen. Die Zonenmesssysteme sind mittlerweile am gebräuchlichsten. Hierbei wird das Bild in verschiedene Bereiche eingeteilt, die unterschiedlich stark bei der Berechnung gewichtet werden. Die Messwerte werden mit im Kameraprozessor hinterlegten “Standard” Situationen verglichen und dann die Belichtung entsprechend bestimmt. In 90% der Fälle werdet Ihr mit dem Zonenmesssystem genau richtig liegen und brauchbare Ergebnisse erzielen.
Früher war die mittenbetonte Messung der Standard. Hierbei wird der gesamte Bildauschnitt bei der Berechnung der Belichtung berücksichtigt, wobei der Schwerpunkt auf der Bildmitte liegt. Bei den meisten Kameraherstellern wird zusätzlich das obere Drittel etwas weniger stark gewichtet, da hier meist der helle Himmel ist und dieser die Belichtungsmessung in die Irre führen kann. Die mittenbetonte Messung wird in 70% der Fälle ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen.
Bei der Spotmessung wird schließlich ausschließlich ein kleiner Kreis in der Bildmitte gemessen.
Persönlich arbeite ich in 99,9% aller Fälle mit dem Zonenmesssystem.
Alle Belichtungsmessmethoden in der Kamera messen das vom Motiv reflektierte Licht und müssen auf einen bestimmten Wert für die “richtige” Lichtmenge kalibriert werden.
Warum?
Weil Gegenstände Licht unterschiedlich stark reflektieren, denkt an weißen Schnee oder dunkle Erde. Wieviel Licht nun reflektiert wird, kann in Prozent ausgedrückt werden. Die Kamera muss also auf eine Oberfläche kalibriert werden, die das Licht mit einer festgelegten Prozentzahl reflektiert. Praktisch alle Hersteller haben sich hierbei auf 18% Neutralgrau (Grau mit 18% Reflexion; das heißt 18% des eintreffenden Lichtes werden reflektiert) geeinigt.
Für die Belichtungsmessung der Kamera ist somit die Belichtung dann korrekt, wenn eine Fläche mit 18% Neutralgrau auf dem Foto genau Neutralgrau dargestellt wird. Das bedeutet, die kamerainterne Messung möchte alle Motive bzw. das Gesamtfoto Neutralgrau darstellen und nimmt die Einstellungen entsprechend vor (ISO, Zeit & Blende, je nach gewähltem Programm).
Misst man also ein weißes Hochzeitskleid, Schnee oder aber einen Berg Kohle an, so werden auf dem Foto alle drei annähernd Neutralgrau dargestellt. In der Praxis sind daher Bilder von Schnee zu dunkel, also unterbelichtet, und Aufnahmen von sehr dunklen Gegenständen in der Regel überbelichtet. Dies lässt sich jedoch mit der sogenannten Belichtungskorrektur ausgleichen.
Die Belichtungskorrektur
In der Praxis ist die Belichtungskorrektur sehr wichtig, schaut daher unbedingt im Handbuch Eurer Kamera nach, wie sich die von der Kamera bestimmte Belichtung korrigieren lässt. In der Regel geschieht dies über ein Einstellrad und/oder eine Funktionstaste, in seltenen Fällen auch über das Menü.
Wann müssen wir die Belichtung nun überhaupt korrigieren? Generell immer dann, wenn große Teile des Bildausschnitts extrem vom mittleren Grau / Neutralgrau (Grau mit 18% Reflexion) abweichen, z.B. Schneelandschaften, Gegenlicht oder große dunkle oder schwarze Flächen im Bild.
Eine Schneelandschaft reflektiert das Licht sehr stark, die Kamera wird also tendenziell zu dunkel belichten, weil sie ja alles in Neutralgrau darstellen möchte. Wir belichten in diesem Fall “über”, d.h. wir korrigieren die Belichtung nach +. Das Bild wird somit heller dargestellt, als es die Kamera sieht. +1 bis +2 sind im Fall der Schneelandschaft oder am Strand häufig notwendig, damit der Schnee bzw. Sand schön hell dargestellt wird.
Ebenso verhält es sich in einer Gegenlichtsituation, d.h. wenn wir gegen das Licht fotografieren. Möchten wir in dieser Situation ein Motiv im Vordergrund, z.B. bei einem Portrait, richtig belichtet haben, müssen wir stark überbelichten.
Bei vielen dunklen Flächen bzw. Motivteilen im Bild verhält es sich genau umgekehrt. Die Kamera wird das Bild eher zu hell belichten wollen und wir korrigieren nach -, um die schwarzen Flächen im Bild zu erhalten. In der Regel reichen -0,5 oder -1. Dies ist häufig bei Nachtaufnahmen notwendig, um die natürliche Stimmung im Bild zu erhalten.
Erwähnenswert ist noch die Möglichkeit vieler Kameras, sich in der Bildvorschau die Bildbereiche anzeigen zu lassen, die unter- bzw. überbelichtet sind, daher zu dunkel bzw. zu hell dargestellt werden. In der Regel werden diese dann in der Vorschau farblich markiert. Diese Funktion kann im Menü, meist in den Einstellungen für die Bildvorschau, eingestellt werden.
So einfach verhält es sich auch schon und mehr ist bei der Belichtungskorrektur eigentlich nicht zu beachten.
Wer sich mit der Belichtung und der Belichtungskorrektur wohl fühlt wird irgendwann an den Punkt kommen, an dem er das sogenannte Histogramm der Kamera zu Rate ziehen möchte, um die perfekte Belichtung zu bestimmen. Ein Histogramm zu verstehen, ist zwar keine Hexerei, aber das Arbeiten mit dem Histogramm ist in den meisten Fällen nicht unbedingt notwendig. Daher spare ich mir die Erklärung an dieser Stelle lieber, um Euch nicht unnötig zu verwirren.
Ich hoffe Euch hat diese – zugegeben etwas lange – Erklärung weitergeholfen, wie Ihr mit Eurer Kamera die richtige Belichtung findet.
Danke für den tollen Artikel. Endlich habe ich die richtige Belichtung ansatzweise verstanden. Jetzt hilft nur noch üben, üben, üben…
LG Thorsten