Wie funktioniert eigentlich die Blende

Geschlossene Blende und offene Blende

Wenn man sich mit Fotografie etwas näher beschäftigt, wirkt die Funktion der Blende anfangs irgendwie skurril und man hat das Gefühl, dass man wahrscheinlich nie begreifen wird, wie die Kamera-Blende eigentlich genau funktioniert. Jedenfalls ging es mir genau so.

Um gute Fotos machen zu können, ist es aber auf der anderen Seite auch egal, ob wir wissen wie genau die Blende funktioniert. Viel wichtiger ist meiner Meinung nach zu wissen, was genau die Blende für eine Wirkung auf das spätere Bild haben wird.

Die Blende ist einer der drei Parameter im sogenannten Belichtungsdreieck.

Die richtige Belichtung ergibt sich, wenn die korrekten Menge an Licht auf den Sensor bzw. den Film trifft. Diese “korrekte” Lichtmenge ist abhängig von der eingestellten ISO-Zahl, welche die Empfindlichkeit des Bildsensors beschreibt. Die auf den Sensor eintreffende Lichtmenge lässt sich wiederum über die Blende und die Belichtungszeit steuern.
Keine Angst, die Belichtungsmesser der heutigen Kameras arbeiten sehr genau und für die verbleibenden 20% der Fälle, in denen wir manuell in die Belichtung eingreifen müssen oder sie gleich ganz manuell einstellen, gibt es externe Belichtungsmesser. Selbst für das iPhone gibt heute geniale Belichtungsmesser-Apps und Aufsätze, wie den Luxi Belichtungsmesser.

Die Blende ist nichts anderes als eine kreisförmige Öffnung im hinteren Bereich des Objektiv, also dem zur Kamera gerichteten Teil. Sie bestimmt die Menge an Licht, die durch das Objektiv hindurch in das Kameragehäuse gelangt und somit auf den Sensor trifft. Die Blendenöffnung ist variabel. Das heißt die Blende kann komplett offen sein, somit lässt sie viel Licht hindurch, oder sie kann geschlossen sein, dann tritt nur sehr wenig Licht hindurch. An der Kamera lässt sich die Blende über die sogenannte Blendenzahl einstellen, auch mit “f” bezeichnet. Leider wird es nun etwas verwirrend, weil nämlich eine kleine Blendenzahl eine große, und eine große Blendenzahl eine kleine Blendenöffnung bedeutet. Diese Eigenschaft und die Beziehung zwischen der Blende und der Lichtmenge sollte man sich unbedingt merken.

Die Blendenöffnung wird umgangssprachlich auch oft einfach als “die Blende” bezeichnet, wobei eine kleine Blende eine kleine Blendenzahl meint und umgekehrt.

Wer jetzt zurecht etwas verwirrt ist, hier zwei Beispiele:

f2.8 = “kleine Blende” = große Blendenöffnung (viel Licht kann eindringen)
f16 = “große Blende” = kleine Blendenöffnung (wenig Licht kann eindringen)

 

Geschlossene Blende und offene Blende

Links: offene Blende = kleine Blendenzahl / Rechts: geschlossene Blende = große Blendenzahl (Quelle: Wikipedia / KoeppiK – Kombination aus zwei Ausschnitten)

 

Diese Art der Bezeichnung (f2.8 oder f16) kennt Ihr möglicherweise von Eurem Objektiv. Sie steht meist neben der Brennweite, zum Beispiel 200mm/f2.8. Sie beschreibt die sogenannte Arbeitsblende, das heisst die maximal offene Blendeneinstellung. Je kleiner die Zahl, desto heller wird übrigens das Sucherbild bei einer Spiegelreflexkamera, da die Kamera im Normalzustand mit der Arbeitsblende arbeitet und erst bei der Aufnahme die Blende auf den eingestellten Wert schließt. Das ist ein großer Vorteil einer DSLR gegenüber einer Systemkamera, den letztere erzeugt ein helles Sucherbild durch eine Signalverstärkung im elektronischen Sucher, was bei schwachem Licht zu Rauschen führt.

Nun müssen wir nur noch die Auswirkungen der Blende auf das spätere Foto kennen und schon können wir diesen Parameter ganz intuitiv je nach Motiv und gewünschter Bildwirkung einstellen.

Wirkung der Blende auf das spätere Foto

Die Blende hat eine entscheidende Auswirkung auf unsere Fotos, genauer gesagt auf die Schärfentiefe im Bild. Die Schärfentiefe beschreibt wie weit sich der Schärfeeindruck vom Vordergrund zum Hintergrund entwickelt. Eine kleine Blende (kleine Blendenzahl = große Blendenöffnung; etwa f2.8) ergibt eine geringe, eine große Blende (große Blendenzahl = kleine Blendenöffnung; etwa f16) eine hohe Schärfentiefe.

Wollen wir also zum Beispiel ein Portrait aufnehmen, dann wählen wir eine kleine Blende, sagen wir f2.8, um die Schärfe auf das Gesicht zu legen und den Vorder- und Hintergrund in Unschärfe zu halten. Dies führt zu sehr plastischen, dreidimensionalen Bildwirkungen.

 

Offene Blende bei Portraitaufnahme

Portraitaufnahme bei offene Blende (f2.8). Der Hintergrund ist deutlich unscharf.

 

Bei einer Landschaftsaufnahme hingegen möchte ich in aller Regel alles vom Vorder- bis zum Hintergrund scharf abgebildet haben, wähle also eine große Blende, zum Beispiel f16, für eine große Tiefenschärfe.

 

Geschlossene Blende bei Landschaftsaufnahme

Mit einer geschlossenen Blende (hier f11) ist die Schärfentiefe sehr groß. Hier wurde ein 16mm Weitwinkel verwendet, so dass die Schärfe vom Vordergrund bis zum Hintergrund verläuft.

 

Eine große Blende hat allerdings dramatische Auswirkungen auf die Belichtungszeit. Die wird nämlich immer länger, je größer meine Blende wird (also je weiter sich die Blende schließt und so immer weniger Licht hindurch lässt). Irgendwann muss ich also zum Stativ greifen, wenn ich weiterhin scharfe Bilder erhalten möchte, denn nur bei einer ausreichend kurzen Belichtungszeit gelingt es mir aus freier Hand scharfe Bilder aufzunehmen. Hierbei gilt:

1/Brennweite ist die längste Zeit, die ich einstellen kann, um – bei ruhiger Hand – ohne Stativ noch scharfe Bilder zu machen.

Bei 50mm Brennweite bedeutet das beispielsweise 1/50 Sekunden als längste Verschluss-Zeit. 1/25 Sekunden würde unweigerlich zu einer Verwacklungsunschärfe führen. Dies gilt natürlich nur für Objektive ohne Bildstabilisator, der würde es bei unserem 50mm Objektiv erlauben noch bis etwa 1/15s freihändig ein scharfes Bild aufzunehmen, vorausgesetzt unser Motiv bewegt sich nicht.

Ist doch eigentlich ganz einfach die Blende zu verstehen, zumindest deren Bildwirkung. Oder?

 

 

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