Vor einigen Wochen hat Canon das Canon EF 100-400mm f4.5-5.6 L IS USM II vorgestellt. Für alle Besitzer der ersten Version und diejenigen, die sich ein Teleobjektiv zulegen möchten, bleibt die Frage wie gut das „alte“ Canon EF 100-400mm ist.

Ich selbst besitze das Canon EF 100-400mm f4.5-5.6 L IS USM in der ersten Version seit 2010 und habe damit bisher vor allem im Tierpark Alte Fasanerie in Klein-Auheim bei Hanau fotografiert. Als Kamera setze ich meistens die Canon 7D MKI ein. Als Telekonverter hatte ich bisher nur einen älteren KENKO Telekonverter im Einsatz.

Wildschwein-Frischlinge (lat. Sus scrofa) im Morgenlicht, Hessen, Deutschland

Verarbeitung des Canon EF 100-400mm f4.5-5.6 L IS USM

Das Objektiv ist – wie es sich für ein L-Objektiv gehört – hervorragend verarbeitet. Das Canon EF 100-400mm f4.5-5.6 L IS USM ist in weiten Teilen aus Metall oder sehr stabilem Kunststoff gearbeitet und liegt mit einem deutlichen Gewicht in der Hand. Zoom und Autofokusring sind angenehm gummiert. Der Autofokusring läuft sehr zart und ist breit genug, um ihn gut zu erreichen wenn man denn einmal manuell Fokussieren oder in den Autofokus eingreifen möchte.

Der Zoom des Canon EF 100-400mm f4.5-5.6 L IS USM ist ein Schiebe-Zoom, das bedeutet das Objektiv wird beim Zoomen länger. Der Wiederstand des Schiebe-Zooms lässt sich über einen Drehring einstellen. Hierdurch kann der Zoom des Canon EF 100-400mm auch komplett fixiert werden, was meiner Meinung nach sehr viele Vorteile hat, wenn man das Objektiv an einer Kamera am Schultergurt nach unten hängend transportiert. Die meisten Schiebezooms, aber auch einige Drehzooms ohne Innenzoom, fahren in dieser Situation aus.

Bildquelle: Amazon

Ausstattung

Das Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6 L IS USM ist vollwertig ausgestattet. Das Objektiv verfügt über einen AF/MF-Schalter, einen Schiebeschalter mit 3 Stufen für den Bildstabilisator und einen Schalter zur Limitierung der Entfernungseinstellung. Der eingebaute Bildstabilisator des Canon EF 100-400mm L IS USM arbeitet sehr leise und zuverlässig.

Der Bildstabilisator kann über einen Schiebeschalter ausgestellt oder auf zwei Einstellungen eingestellt werden. Einstellung 1 ist hierbei sozusagen der Standard, der den Bildstabilisator in alle Bewegungsrichtungen aktiviert. Einstellung 2 ist speziell für das Fotografieren von Mitziehern gedacht. In dieser Einstellung werden nur die vertikalen Bewegungen ausgeglichen, die horizontale Bewegung des Objektivs bleibt von der Bildstabilisierung ausgeschlossen.

Sonnenuntergang bei De Cockstorp auf Texel, Holland

Das Canon EF 100-400mm f4.5-5.6 L IS USM ist mit einer abnehmbaren Stativschelle ausgestattet. Bei Benutzung des Objektivs auf einem Stativ sollte übrigens der Bildstabilisator ausgeschaltet werden, da der IS der ersten Generation noch zu unscharfen Fotos bei Aufnahmen vom Stativ führen kann. Keine Ahnung warum genau das so ist, aber der Bildstabilisator scheint hierbei durcheinander zu geraten und versuchen zu wollen, eine nicht vorhandene Verwacklung auszugleichen. Hierdurch kann es dann bei bestimmten (längeren) Belichtungszeiten zu Unschärfen im Bild kommen. Also lieber den IS des Canon EF 100-400mm auf dem Stativ ausschalten.

Das Canon EF 100-400mm IS L USM wird mit einer sehr guten Streulichtblende geliefert. Im eingefahrenen Zustand ist das Objektiv relativ kompakt und sollte eigentlich in jede Fototasche passen.

Die Gummierungen des Schiebezooms und des Autofokusrings liegen sehr angenehm in der Hand und sind gut erreichbar. Vor allem aber haben die Gummierungen eine unterschiedliche Oberfläche und lassen sich so leicht ertasten. Meiner Meinung nach ist das extrem hilfreich, um Zoom und gegebenfalls die Scharfeinstellung blind zu bedienen. Bei vielen anderen Zooms sind leider beide Einstellringe oft sehr ähnlich von der Haptik und so kann es passieren, dass man versehentlich die Schärfe verstellt, obwohl man eigentlich zoomen wollte und umgekehrt.

Canon EF 100-400mm f4.5-5.6 L IS USM – Autofokus

Der Autofokus des Canon EF 100-400mm f4.5-5.6 L IS USM ist sehr treffsicher und bei guten Lichtverhältnissen auch recht flott. Bei schwachem Licht pumpt der Autofokus an der 7D hin und wieder etwas, trifft aber immer sein Ziel. In Kombination mit dem KENKO Telekonverter ist der Autofokus deutlich langsamer, fokussiert hier aber ebenfalls sein Ziel zuverlässig. An einem neueren Kameramodell oder einer 1er Canon mag es sein, dass der Autofokus des Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6 L IS USM schneller ist. Das konnte ich allerdings leider bisher noch nicht testen.

Austernfischer (Haematopus ostralegus) im Naturschutzgebiet Wagejot auf der Nordseeinsel Texel, Holland

Großer Brachvogel (Numenius arquata) im Naturschutzgebiet Wagejot auf der Nordseeinsel Texel, Holland

Austernfischer (Haematopus ostralegus) im Naturschutzgebiet Wagejot auf der Nordseeinsel Texel, Holland

Bildqualität

Die erzielbare Bildqualität des Canon EF 100-400mm f4.5-5.6 L IS USM ist sehr gut. Die Bilder sind kontrastreich und scharf. Und das bereits bei Offenblende. Abgeblendet nimmt die Schärfe und Randabdunklung aber noch einmal wahrnehmbar ab und die besten Werte erreicht man bei etwa Blende 7.1 bis Blende 8.

Je nach Wetterlage sind Fotos, die aus großer Entfernung aufgenommen wurden, durch thermisch bedingtes Flimmern in der Luft etwas weicher, als Aufnahmen auf kurze Distanz. Bei der Vogelfotografie oder dem Fotografieren von kleinen Säugern, Amphibien, Insekten oder auch Pflanzen auf kurze Distanz blüht das Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6 L IS USM so richtig auf. Hier kann das Objektiv auch problemlos etwas abgeblendet werden. Die Freistellungsmöglichkeiten sind durch die kleinere Schärfentiefe bei kurzer Aufnahmedistanz trotzdem gegeben.

Fazit zum Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6 L IS USM

Meiner Meinung nach ist das Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6 L IS USM ein sehr schönes, verhältnismäßig kompaktes Telezoom, dass einen interessanten Brennweitenbereich abdeckt, gerade in Kombination mit einer APS-C Canon DSLR.

Gerade für Gelegenheits-Tierfotografen, für Reisefotografen die eine lange Telebrennweite benötigen oder das Fotografieren von Kleinsäugern, größeren Insekten (Libellen, Schmetterlinge), Amphibien, aber auch Pflanzen ist das Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6 L IS USM das ideale Telezoom.

Wenn Geld keine Rolle spielt, würde ich zum Nachfolger, dem Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6 L II IS USM, greifen. Bei den derzeitigen Gebrauchtpreisen für die Ier Version bleibt diese aber nach wie vor mein Geheimtipp fürs kleine Budget oder wenn nur gelegentlich ein längeres Telezoom benötigt wird.
Alternativen?

Sowohl das Sigma 120-400 mm F4,5-5,6 DG OS HSM-Objektiv, als auch das Tamron SP 150-600mm F/5-6.3 Di VC USD Teleobjektiv sind mögliche, und preislich sehr attraktive, Alternativen zum Canon EF 100-400mm f4.5-5.6 L IS USM.

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Rotwild weiblich lat. Cervus elaphus im Winter, Hessen

Eurasischer Luchs oder Nordluchs lat. Lynx lynx, Hessen, Deutschland