Ich überlege gerade, ob ich für meine Hochzeitsreportagen von meinen Canon 5D MKII´s auf das Fuji X System wechseln soll und stelle mir die Frage welche Objektive / Brennweite für die Hochzeitsfotografie ich eigentlich benötige.
Der Grund ist das Gewicht der Ausrüstung, dass ich für meine Hochzeitsfotos mit mir rumschleppe. Auf Dauer kann das nicht gut für meinen Rücken sein Ich kann mich noch gut an eine Buchung als Hochzeitsfotograf in Frankfurt vor einiger Zeit erinnern. Durch die eingeschränkte Parkplatzsituation an der Hochzeitslocation in Frankfurt, musste ich sehr weit weg von der Veranstaltung parken und mein komplettes Equipment fast einen Kilometer weit tragen. Obwohl ich eine sehr gut gepolsterte Fototasche habe, hat mir alleine das reine Gewicht der Ausrüstung zu schaffen gemacht. Die meisten Hochzeiten sind ja bekanntlich im Sommer bei entsprechend hohen Temperaturen.
Ich war damals für 12 Stunden gebucht und hatte nach diesem Gewaltmarsch auch auf der Feierlocation fast permanent meine beiden Canon 5D MkII´s mit angesetztem Canon EF 24-70/2.8 und 70-200mm/2.8 im Einsatz. In der Nacht durfte ich dann das ganze Zeug zum Auto zurücktragen. Ihr könnt Euch also vorstellen, wie ich mich am nächsten Tag gefühlt habe. Ich war völlig am A….
Noch auf der Heimfahrt fasste ich den Entschluss nach einer Lösung zu suchen. Eine Möglichkeit wäre der Kauf eines Trolleys, wie dem ThinkTank Airport Security V2.0 gewesen, aber dann bleibt immer noch das hohe Gewicht der Kameras mit den lichtstarken Objektiven beim Fotografieren. Um wenigstens ein wenig Entlastung zu haben, kaufte ich mir vor einiger Zeit ein Spider Hüft-Tragesystem für 2 Kameras. Das funktioniert auch soweit ganz gut, aber das permanente Anheben der Kamera-Objektiv-Kombination gleicht auf Dauer einer Trainingseinheit ind er Mucki-Bude.
Ich beschloss also, mich intensiver mit Systemkameras als Ersatz für meine DSLR zu beschäftigen und möglichst auf die am häufigsten genutzten Brennweiten beziehungsweise Objektive zu setzen, um meine Ausrüstung für die Hochzeitsfotografie möglichst kompakt und leicht zu halten.
Wie Ihr wisst, habe ich mich für das Fuji-X-System entschieden. Bis heute habe ich es allerdings noch nicht gewagt, eine komplette Hochzeit damit zu fotografieren.
Meine aktuelle Ausrüstung für die Hochzeitsfotografie sieht daher nach wie vor folgendermaßen aus:
Bodies:
2x Canon EOS 5D MK II mit Batteriegriff
1x Canon EOS 7D mit Batteriegriff (als Ersatz im Kofferraum)
Objektive (die ich teilweise nur für die Hochzeitsfotografie einsetze):
Canon EF 16-35mm / f2.8 L USM
Canon EF 24-70mm / f2.8 L USM
Canon EF 50mm / f1.4 USM
Canon EF 70-200mm / f2.8 IS L USM
Canon EF 100mm / 2.8 Makro
Zubehör:
Canon Speedlite EX 580
Canon Speedlite EX 420
Pocket Wizards TT1 Mini und TT5 (früher: Pocket Wizards Plus III Transceiver Blitz Funkauslöser)
… und was man halt sonst noch so mit sich rumschleppt
Summa summarum schleppe ich also Equipment im zweistelligen Kilo-Bereich an einem 10-Stunden-Tag mit mir herum. Das ist eine ganz schöne Plackerei und am nächsten Tag tut es mir echt jedes Mal an Stellen weh, von denen ich noch überhaupt nicht wusste, dass es hier weh tun kann. Spätestens dann verfluche ich den ganzen Krempel und frage mich ob diese Materialschlacht wirklich sein muss.
Aber zurück zur Frage nach den perfekten Brennweiten für die Hochzeitsfotografie:
Irgendwann in diesem Jahr stellte ich mir die Frage welche Brennweite oder besser welche Objektive ich eigentlich für die Hochzeitsfotografie brauche und ob ich nicht vielleicht mit einer Handvoll Festbrennweiten zurecht kommen kann.
Um die von mir am meisten genutzten Objektive für die Hochzeitsfotografie zu ermitteln, habe ich alle Hochzeitsfotos, die ich in 2014 und 2015 an Kunden geliefert habe, analysiert. Das Ergebnis ist der prozentuale Anteil an den Gesamt-Bildern, den ich mit einem bestimmten Objektiv beziehungsweise Brennweiten-Bereich fotografiert habe:
16-35mm Objektiv: 14,72%
24-70mm Objektiv: 35,01%
50mm Objektiv: 6,77%
70-200mm Objektiv: 43,51%
Obwohl ich das 50mm Objektiv von allen Objektiven in der Hochzeitsfotografie am wenigsten einsetze, überraschte mich der relativ hohe Anteil von fast 7% nicht wirklich. Mein 50er kommt praktisch ausschließlich bei den Portraitaufnahmen des Brautpaares zum Einsatz und die machen einen signifikanten Anteil an den gelieferten Fotos aus. Natürlich „steckt“ diese Brennweite auch im 24-70mm Objektiv und ich könnte mir das zusätzliche Objektiv vielleicht sparen, aber ich persönlich mag den Look des 50er bei Blende 1.4 oder Blende 2 sehr gerne. Ausserdem ist das Canon 50mm 1.4 USM wunderbar klein und leicht, so dass das Mitschleppen nicht weiter schlimm ist.
Für mich interessanter ist die große Einsatzhäufigkeit des Canon 70-200mm f2.8 Objektivs, da das Teil schon eine ziemliche Investition war und natürlich auch saumäßig schwer ist. Viele der Hochzeitsfotos, die ich später für das Brautpaar auf DVD brenne, sind mit diesem Objektiv gemacht. Ich bilde mir also ein, dass ich dieses Objektiv für meine Hochzeitsfotografie unbedingt “brauche”..
Eigentlich klar, aber trotzdem eine Überraschung, war für mich, dass ich in den letzten zwei Jahren kein einziges Hochzeitsfoto mit meinem 100mm Makroobjektiv fotografiert habe. Zumindest dieses Objektiv kann ich mir also getrost sparen. Für die Hochzeitsfotografie werde ich es wohl durch eine Nahlinse für mein 24-70mm Objektiv ersetzen, falls ich doch einmal in die Verlegenheit komme ein kitschiges Ring-Foto machen zu müssen.
Natürlich überschneiden sich mein Canon 16-35mm f2.8 Objektiv und das 24-70mm f2.8 in einem breiten Brennweitenbereich. Lohnt es sich denn überhaupt das 16-35er mitzunehmen? Benötige ich diese Brennweiten für Hochzeitsfotos?
Also habe ich mal versucht die von mir tatsächlich genutzten Brennweiten für die Hochzeitsfotografie zu bestimmen. Hierfür habe ich die Brennweiten in folgende Bereiche aufgeteilt und anhand der letzten Hochzeitsfotos wie oben ausgewertet:
16-28mm: 10,99%
(die Einteilung war vorher feiner, brachte aber die gleiche Tendenz)
29-40mm: 15,1%
41-60mm: 14,57%
61-100mm: 24,04%
101-150mm: 20,40%
151-200mm: 14,90%
Man erkennt gut, dass ich kein Weitwinkeltyp bin Irgendwie liegen mir bei Hochzeitsfotos Brennweiten unter 28mm nicht so. Es gibt allerdings viele Fotografen, die großartige Hochzeitsreportagen mit Weitwinkelobjektiven fotografieren. Man muss halt nur nah genug rangehen. Vielleicht bin ich da doch etwas zu zurückhaltend
In manchen Situationen kann man aber gezwungen sein mit einem Superweitwinkel- oder Weitwinkelobjektiv zu fotografieren, weil der Raum zu klein ist oder man noch ein Gebäude mit draufbekommen will oder man einfach mit der besonderen Perspektive und Bildwirkung spielen will. Eine Brennweite von 21mm halte ich hier für mich persönlich für den besten Kompromiß. Weniger brauche ich praktisch nie und mehr decke ich mit dem 35er und etwas Vor- und Zurücklaufen leicht ab.
Wie oben schon erwähnt, ist es für mich beruhigend, dass ich die Telebrennweiten absolut brauche und sich diese Investition auch tatsächlich gelohnt hat. Ohne 61-100mm Brennweite würde bei mir überhaupt nichts gehen und wie man sieht nutze ich auch sehr oft den Bereich darüber. Gerade während der kirchlichen Trauung schätze ich die Distanz zum Geschehen, die mir das 70-200mm Objektiv ermöglicht. So kann ich unbemerkt fotografieren und erhalte sehr natürliche Hochzeitsfotos.
Welche Brennweite / Welches Objektiv für die Hochzeitsfotografie – Ein Fazit
Nach dieser Auswertung hat sich für mich gezeigt, dass ich wohl mit folgenden Objektiven oder besser gesagt Brennweiten (da ich mich ja auf Festbrennweiten konzentrieren will) für die Hochzeitsfotografie am Besten klarkommen dürfte:
21mm, 35mm, 50mm, 85mm, 135mm Brennweite
Generell bevorzuge ich bei der Hochzeitsfotografie ausserdem Objektive mit einer hohen Lichtstärke, 2.8 oder besser 1.4, und im Telebereich unbedingt Objektive mit Bildstabilisator.
Bei den Systemkameras habe ich mich wie gesagt für Fujifilm entschieden.
Aktuell fotografiere ich mit der Fuji X-T1, der Fuji X-Pro 1 und der X-100.
Als Objektive habe ich die Brennweiten 14mm, 18mm, 35mm und 56mm zur Verfügung, ausserdem noch ein Fisheye und das Fujinon 18-55mm f2.8-4 Zoom.
Somit decke ich bereits ganz gut den Bereich bis umgerechnet 85mm (am Kleinbild) ab. Was mir für die Hochzeitsfotografie allerdings wirklich fehlt, ist lichtstarkes, langes Teleobjektiv über 100mm mit Bildstabilisator.
Leider bietet Fuji im Bereich der Teleobjektive (noch?) keine Festbrennweiten mit Bildstabilisator.
Da durch den APS-C Sensor die Schärfentiefe als größer empfunden wird bei gleicher Blende im Vergleich zu einer Vollformatkamera und man somit die Blende etwas weiter aufmachen kann, dürfte ich zumindest beim 56er (entspricht 85mm am Kleinbild) und Blende 1.2 in einer dunklen Kirche gerade noch klarkommen. Die 135mm Brennweite (Fujinon 90mm f2) würde ich mir bei meinen Hochzeitsreportagen allerdings nicht mehr wirklich zutrauen sauber zu halten. Ich hoffe Fuji spendiert uns in diesem Bereich bald etwas Adäquates mit Bildstabilisator. Natürlich gibt es das 50-140mm / 2.8 mit Bildstabilsator, dass diese Brennweite mit abdeckt, aber mir persönlich ist das Objektiv zu groß und zu schwer als Alternative zu meinem vorhandenen Canon 70-200mm 2.8 IS USM L.
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Gleiche Frage stelle ich mir auch immer… Bis Dato ist bei mir mit 85 mm Schluss und ich komme ganz gut klar. Allerdings meine ich immer, dass ich unbedingt noch ein Super Zoom benötige… Auf kurz oder lang wird wohl auch dies in meiner Tasche landen und ich bin dann nur noch am Objektiv wechseln 😀
Viele Grüße aus Bielefeld
Ja, das fujinon 90 mm hat kein Stabi…Aber wer hat in überhaupt?
Na keiner doch !!!
Canon 135 2.0 hat kein Stabi…, Nikkor hat kein Stabi…niemand hat 135mm mit dem Stabi! Zeiss hat nicht mal einen Autofocus !
Hallo Friedrich,
richtig, aber Fuji hätten die Chance gehabt die Ersten zu sein 😉
Ich brauche jedenfalls für meine Art der Hochzeitsfotografie ein Tele um die 135mm mit Bildstabilisator.
Aber es gibt sicherlich auch genügend Hochzeitsfotografen, die mit einen Tele ohne Stabi auskommen, keine Frage.
Grüße,
Dominik